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Endspielvorbereitung für die UEM – Teil 2: Der voreilige Bauer

Die Marken von 10 respektive 20 Teilnehmern in der M1/M2 sind geknackt. Es sind jetzt noch genau 3 Wochen bis zum Turnierstart in Obernau. Ein guter Grund uns ein weiteres Endspiel anzusehen.

Im ersten Teil dieser Serie hatten wir uns ein Turmendspiel aus einer Partie von Jonathan vom letzten Mannschaftskampf angesehen. In diesem zweiten Teil wollen wir nun viel weiter in die Vergangenheit gehen, und zwar zur UEM 2005, welche in Stetten stattfand. In der M2 kam es am 28.03.2005 gleich in der ersten Runde zum Aufeinandertreffen der Spieler Simon Oehrlein (Rohrbach) und Michael Pfarr. Hier entstand nach 43 Zügen (also kurz nach der Zeitkontrolle) das folgende Turmendspiel:

Oehrlein, S. – Pfarr, M.

Stellung nach 43. Kd5. Wie soll Schwarz fortsetzen?

Michael hat zwei verbundene Freibauern am Königsflügel, der g-Bauer wird sogar vom Turm unterstützt. Weiß allerdings, besitzt einen schon weit vorgerückten Freibauern auf c6, einen aktiven König und einen Turm, der eventuell über b3 nach b8 gehen kann (wenn auf c7 der Bauer steht). Wie sollte Schwarz fortsetzen? Sie können sich wieder selbst an dieser Aufgabe probieren!

 

 

Lösung:

Michael spielte 43. …, g3?? und verlor schnell. Warum ist dieser Zug schlecht? Die Antwort: Er zerreißt das Bauernpaar. Der Turm deckt den Bauern nur pseudomäßig, denn er darf nach 44. c7 die achte Reihe sowieso nicht verlassen. Es folgte nun 44. …, g2 45. Te1, h5 46. Tg1 und Txg2 war nicht mehr zu verhindern und Michael gab bald auf. Viel besser wäre daher 43. …, h5 und nach 44. c7, h4. Nun bleiben die Bauern zusammen und gemeinsam sind sie eine echte Drohung (der Plan Tb3–b8 ist jetzt schon zu langsam), daher greift Weiß auf den Plan Te4–g4 zurück. Dann kann er zwar seinen Bauern umwandeln, aber die Dame kann die weit vorgerückten Bauern nicht mehr stoppen. Ein echt gutes Team!

Die Partiestellung nach 46. Tg1:

Oehrlein, S. – Pfarr, M.

Partiestellung nac 46. Tg1. Es droht nun 47. Txg2, denn der schwarze Turm darf die achte Reihe nicht verlassen.

Schauen wir uns im Gegensatz dazu die Variante 43. …., h5 44. c7, h4 an. Dann folgt 45. Kd6 (droht Kd7), g3 46. Te4 (möglich ist auch 46. Te2, aber 46. Te4 ist deutlich fordernder). Zu spät wäre es allerdings schon für 46. Tb3??, 46. Te1?? oder 46. Kd7?? Dann gewinnt Schwarz jeweils mit 46. …, g2 und die Bauern sind nicht mehr zu stoppen.

Oehrlein, S. – Pfarr, M.

Variante: Stellung nach 46. Te4. Nun halten die Bauern zusammen!

Nun ist wieder an Schwarz einen schwierigen Zug zu finden. Der einzige Zug, der nicht verliert ist 46. …, Kf6! Schauen wir uns an warum. Zunächst verliert 46. …, g2?? nun wegen 47. Tf4+, Kg6 48. Tg4+ und nach Tausch auf g8 zieht Weiß mit Schach ein. Genauso verliert 46. …, h3??. Nach Zügen wie 46. …, Th8?? kann direkt 47. Txh4 kommen. Was ist der Unterschied nach 46. …, Kf6!. Nach 47. Tf4+?? folgt dann einfach 47. …, Kg5 und Schwarz gewinnt. Nun ist es wieder an Weiß einen einzigen Zug zu finden:

Oehrlein, S. – Pfarr, M.

Stellung nach 46. Kf6!

Die einzige Rettung für Weiß ist nun 47. Tg4! und nach 47. …, Txg4 (einziger Zug) 48. c8D, Tg6! kann Weiß die Bauern nicht mehr stoppen und müsste sich mit Dauerschach begnügen. Anbei nochmal alle Varianten (und einige zusätzliche) zum Nachspielen:

 

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