Radio Chess FM 97.8: Der pattige Schach-Jahresrückblick mit Anton und Demir
Zum Geleit
„Wie alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt!“
Johann Wolfgang von Goethe
Prolog
Ostern 1995
[Hinweis des Autors: Dieser Bericht enthält einige dieser Musik-Bilder (Quelle: Pixabay). Diese enthalten externe Links auf YouTube Music zu den erwähnten Musikstücken. Einfach anklicken und reinhören und live in der Sendung mit dabei sein!].
„Willkommen zurück zu Radio Chess FM 97.8. Hier sind Ihre Moderatoren Anton und Demir und wir berichten diese Osterwoche wieder live von den 46. Unterfränkischen Meisterschaften im Schach, die in diesem Jahr im schönen und beschaulichen Karlburg ausgetragen werden. Die Zeitkontrolle nach 40 Zügen ist mittlerweile geschafft und wir gingen mit der Betrachtung der Partie Paul Matis gegen Stefan Blank in unsere kurze wohlverdiente Blitzpause. Während eure Ohren mit jazzigen Klängen von Ernestine Anderson und ihrem Song Never Make Your Move Too Soon verwöhnt wurden, lieferten sich eure Moderatoren einige Blitzduelle mit unseren neuen analogen Blitzuhren! Ha, das war ein Königsangriff, nicht wahr Demir?“
„Dem hatte ich tatsächlich nur wenig entgegen zu setzen, Anton. Und das Läuferopfer auf g7, genial! Was für ein Genuss für deine schachlichen 64 Sinne dir dieses Opfer bereitet haben muss…“
„Ich fühlte mich wohl fast so enthusiastisch wie Steve Fossett, dem im Februar als Erstem die Überquerung des Pazifik in einem Ballon gelang!“
„Ein treffender Vergleich, Anton. Aber lass uns doch einen Blick auf die aktuelle Stellung in unserer zuletzt betrachteten Partie werfen, sieht mittlerweile nach einem sehr einfachen Gewinn aus für Blank, oder was meinst du?“
„In der Tat, Demir! Das sind ja einfach zwei Bauern mehr für Blank im Damenendspiel!“
„Dennoch, ein Damenendspiel. A Queens Endgame.“
„Wenn das kein guter Filmtitel wäre, dann weiß ich auch nicht, Demir…“
„Die Zukunft wird es zeigen, Anton.“
Matis, Paul – Blank, Stefan
„So ist es doch immer Demir! Da uns in dieser Partie wohl keine Überraschungen mehr erwarten dürften – irgendwie sollte es sich ja wohl gewinnen – lass uns nun erneut einen Blick auf die M1-Partien werfen. Denkst du Heiner Siepelt vom SV Würzburg 1865 hat immer noch gute Chancen auf den Titel? Sein Königsangriff sah vielversprechend aus…“
Der pattige Schach-Jahresrückblick mit Anton und Demir
25 Jahre später
„Willkommen liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde, willkommen! Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier ist Radio Chess FM 97.8 und es begrüßen euch wie eh und je und somit auch an diesem Silvsterabend eure Moderatoren Anton und Demir. Lange schon angekündigt und heiß erwartet begrüßen wir euch hiermit zu unserer Silvesterausgabe, in der wir mit euch zusammen das Corona-Jahr 2020 nochmal Revue passieren lassen wollen. Gab es trotz Pandemie, Lockdowns, Turnierabsagen und -abbrüchen, Vereinsschließungen, Masken und Kontaktbeschränkungen auch schachliche Highlights in eurem Leben? Lasst es uns gerne wissen! Die wohlbekannte Rufnummer kennt ihr ja. Also nichts wie ran an die Hörer!“
„Vielen Dank für die nette Einführung, Anton. Grüße aus dem Studio auch von mir, Demir, an alle da draußen im Corona-Land. Nachdem ihr alle bestimmt schon ein weiteres mal Dinner for One genossen habt – passt im übrigen gut zu den Kontaktbeschränkungen -, seid ihr ja bestimmt schon ganz heiß auf ein bisschen Schach, oder?! Wir haben nämlich für die heutige Sendung ein ganz besonderes schachliches Thema ausgewählt: Das Patt!“
„So ist es Demir. Besonders unerwartete Patt-Verteidigungen sind immer wieder ein Moment zum Schmunzeln. Ich kann mich selbst noch an einige legendäre Pattmotive erinnern, welche in Partien auftauchten, die wir live kommentierten. Weißt du noch, Demir? Erst bei der Unterfränkischen 2019 in Aschaffenburg…“
„In Obernau meinst du wohl, lieber Anton. Aber natürlich! Die legendäre Entscheidungspartie zwichen Jonathan Simon und Peter Lutz im Damendspiel mit zwei Mehrbauern für Simon…“
„Und dann Dg2+ aus dem Nichts. Genial!“
„Jonathan klingelte ja kurz später bei uns durch und berichtete, dass er in der ersten Sekunde dachte, es handelte sich um ein Racheschach als Zeichen der Aufgabe.“
„Aber dann fiel er doch aus allen Wolken!“
Simon, Jonathan – Lutz, Peter
„So wird es gewesen sein, Anton! Sag, hatten wir nicht schonmal so einen ähnlichen Fall, sogar auf einer Unterfränkischen?! Ein ganz unerwartetets Patt im Damenendspiel mit zwei Mehrbauern? Irgendetwas klingelt da bei mir, aber ich komme gerade nicht drauf…“
„Wie Recht du hast, Demir! War das nicht bei… und mit…? Hmm, mir liegt es ebenfalls auf der Zunge!! Aber ich komme auch nicht drauf… Vielleicht ja im Laufe der Sendung. Lass uns daher erstmal ein bisschen gute Musik spielen. Was hast du so für unsere Hörerinnen und Hörer auf Lager für unsere Silvester-Sondersendung?“
„Ein wahres Feuerwerk an Schachmusik, Anton! Das kann ich dir schonmal versprechen. Wir beginnen passend zu unserem Thema mit etwas Rock ’n‘ Roll und Tony Roccos Stalemate. Danach könnt ihr die Hüften schwingen und mit Abstandsregeln in diese Silvesternacht tanzen zu The Checkmate Syndrome von The Mighty Wah! Also bis gleich! Greift zum Hörer und desinfiziert schonmal euer Spielmaterial!“
„Willkommen zurück bei Radio Chess FM 97.8. Hier sind Ihre Moderatoren Anton und Demir und wir sind gerade in unsere Silvester-Sondersendung gestartet, in der wir auf das besondere Jahr 2020 aus Sicht der Schachspielerinnen und Schachspieler zurückblicken wollen. Wir hoffen, dass ihr mittlerweile eure armen Figuren aus den engen Figurenboxen befreit, die Links- und Rechtsspringer auf ihren b- und g-Feldern platziert (oder spielt ihr Chess960?!) und eure analogen oder digitalen oder Smartphone-Schachuhren gestellt habt. Dann kann es ja losgehen! Und ich glaube Demir, wir haben unserern ersten Anrufer oder unsere erste Anruferin in der Leitung?! Ich sehe jedenfalls das Telefon blinken.“
„So ist es Anton! Ich hebe mal ab… Hier ist Radio Chess FM 97.8. Herzlich willkommen in unserer Silvestersendung. Mit wem haben wir das Vergnügen?“
„Hallo Anton, hallo Demir. Hier ist Boris Kowalski.“
„Haha hello again Boris! Mittlerweile bist du ja regelrecht Stammgast in unserer Sendung geworden. Umso mehr freut es uns, dass du auch heute zum Jahresabschluss wieder durchklingelst!“
„Die Freude ist ganz meinerseits ihr beiden! Ich spiele seit meiner Verwandlung in einen Schachspieler immer noch wie ein Verrückter jedes Turnier landauf landab“.
„Das wissen wir doch, Boris. Aber dann war 2020 in dieser Hinsicht für dich bestimmt auch nicht das schönste Schachjahr, oder?“
„Du spricht mir aus meiner Schach-Seele, Demir. Im Januar und Februar war noch alles gut. Gleich zu Jahresbeginn spielte ich ein mehrtägiges Open in der Hauptstadt. In Würzburg fand am 06.01. das traditionelle Dreikönigsturnier statt. Von Corona hatte man allenfalls im fernen China mal gehört. Aber so weit weg, wisst ihr? So weit… Mitte Februar fand in Graz ein internationales Schachopen statt und etwas später in Baden-Baden das Faschingsopen. Vom 28.02-01.03. noch die DSAM in Bad Wildungen. Doch dann?! Mein Schachjahreskalender war fast so voll wie ihrerzeit der von Marianne Hartlaub, doch dann brach die erste Corona-Welle über uns herein und-“
„Alles abgesagt, alles!“
„Was ist denn ein Schachspieler ohne Schach? Nur in Jekaterinburg, da spielten sie noch!
„So ist es Boris. Das Kandidatenturnier! Schachliches Highlight für die ganze Schach- und Nicht-Schach-Welt. Überall wurde von Schach berichtet.“
„Ja, es war schließlich auch weltweit das einzige Sportgroßereignis welches nicht abgesagt wurde.“
„Aber am Ende doch. Auf halber Strecke abgebrochen und wartet seitdem auf seine Fortsetzung. Hat es so etwas schonmal gegeben?“
„Bezüglich eines Kandidatenturniers bin ich mir nicht sicher. Aber im Jahr 1914 gab es in Mannheim ein großes Turnier, welches bei Kriegsausbruch nach 11 von 17 Runden abgebrochen werden musste – und nie mehr fortgesetzt wurde [Quelle: Haas (2013)].“
„Hoffen wir, dass es mit dem Kandidtanturnier besser läuft!“
„Auf jeden Fall. Bist du denn auch auf das Online-Schach umgestiegen, Boris?“
„Natürlich, was blieb mir auch anderes übrig?! Die Internetschachplattformen boomen ja regelrecht seit dem ersten Lockdown. Jeder interessiert sich plötzlich für Schach! Online-Turniere und Online-Ligen wurden aus dem Boden gestampft. Auf Weltklasseniveau genauso wie auf Amateur-Niveau. Letztens wurde ja die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft sogar online ausgetragen“.
„Ja und im Sommer wurde die erste Online-Liga des Deutschen Schachbundes ausgetragen! Davon soll es übrigens eine Wiederauflage geben, die im Januar starten soll [siehe: https://dsol.schachbund.de/]“.
„Da werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein!“
„Und wir werden sicher ein paar Live-Sendungen im Radio dazu abhalten, Boris.“
„Dafür seid ihr ja da, haha. Aber sagt, darf ich mir noch einen Song wünschen?“
„Natürlich, was dürfen wir heute zum Jahresausklang für dich spielen?“
„Dann wünsche ich mir das etwas verrückte, aber unterhaltsame Stück The Soviet Machine von Chess in Concert“.
„Haha, dann tanze und blitze zu diesen russischen Klänge in die Silvesternacht, Boris! Guten Rutsch und auf Wiederhören!“
„Guten Rutsch ihr beiden! Danke und Tschau, bis zum nächsten Jahr!“.
„Da sind wir wieder, und das Telefon blinkt schon wieder. Du bist live bei Radio Chess FM 97.8 in unserer Silvestersendung, wer ist dran?“
„Hallo Anton, hallo Demir, hier ist der Schachbummler.“
„Ach hallo, Herr Schachbummler. Eine Freude dich heute in unserer Sendung zu haben! Auf wie vielen Schachturnieren bist du in 2020 gebummelt?“
„Auf sehr wenigen, ihr beiden. Und online lässt sich so schlecht bummeln… Nein, ersthaft. Die Stimmung, auf die Stimmung kommt es an! Frisch aufgewehte Winde mit Kampfesstimmung, die den Springern durch die Mähne wehen. So etwas beim Online-Schach schonmal erlebt? Gerade für mich alten Bummler, der noch wegen der Atmosphäre auf Turniere fährt… Nein, nein, das Jahr 2020 war wahrlich kein Gutes für mich. Die Trauben von Menschen um das Spitzenbrett und später um eine neue Auslosung. Die Spannung und das Klicken der Uhren. Die kleinen Eigenheiten der Schachspieler, die Spannung in Zeitnot, verzierte Partieformulare, Ehrungen, Figuren, die beim Blitzen durch die Lüfte fliegen, Ärger und Freude, Glück und Pech, Patzer und Genialität, Analyseraum und Essensausgabe, Ratingpreise, Vorrundenspaziergang, gemeinsames Abendessen und Übernachtung, Analyse am Laptop bis 22 Uhr und danach noch auf ein Bier in die Bar – und dabei die Neuerungen im gefährlichen Morragambit analysieren. Ein Schachturnier ist doch so viel mehr als nur seine Partien.“
„Gut gesagt, Schachbummler. Das fehlt uns wahrscheinlich allen irgendwie, ja. Ein Schachturnier ist viel mehr als nur seine Partien. Wahrlich, gut gesagt!“
„Danke, Anton. Hoffen wir in dieser Hinsicht das Beste für 2021, auch wenn ich fürchte, dass die Unterfränkische 2020 wohl für immer verloren und verschollen bleiben wird. Noch Anfang des Jahres, während der ersten Coronawelle habe ich um Ostern herum einen Bericht für die Homepage der Mömbriser Schachfreunde verfasst, in der ich von meinen Erinnerungen an die UEM 2011 in Gerolzhofen berichtete [Auf der Suche nach der verlorenen Unterfränkischen: Der Schachbummler]“.
„Vielen Dank für den Hinweis, Schachbummler. Diesen geben wir hiermit gerne weiter. Können wir sonst noch etwas für dich tun?“
„Ihr habt doch heute das Patt als Thema eurer Sendung, stimmt’s?“
„So ist es!“
„Da möchte ich gerne noch eine Erinnerung mit euch teilen. Da Partie Simon – Lutz habt ihr ja vorhin schon angesprochen, aber ich erinnere mich da noch an weiteres Vorkommniss als wäre es erst gestern gewesen!“
„Lass hören, alter Bummler!“
„Also das war schon lange her, ich glaube auf der Unterfränkischen 1993 in Rieneck. In der M2 spielten Dirk Neuberger und Gerold Hock schon seit vielen Zügen ein komplett gleiches gleichfarbiges Läuferendspiel. Ich bummelte so durch die Reihen und da vernahm ich auf einmal ein Krachen und Rumpeln und ein Einschlag, da dachte ich mir: Das kann nur ein Läuferopfer sein! Und tatsächlich, ich eilte zum Brett und Neuberger hatte gerade Lxe5 gespielt.“
Neuberger, Dirk – Hock, Gerold
„Hmm, die Bauern könnten durchaus gefährlich werden…“
„Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Aber Hock hatte das sicher schon erwartet, denn er schlug sofort zurück und nach ein paar weiteren Zügen stand Neuberger vor einer schwierigen Entscheidung.“
Neuberger, Dirk – Hock, Gerold
„Nach 74. f6 führte tatsächlich nur der gespielte Zug 74. …, Lb2 zum Remis. Der Läufer muss eventuell auf die Diagonale a3-f8 kommen können, aber er darf auch die Diagonale a1-h8 nicht zu früh verlassen, da sonst nach e6+ der weiße König über e5-f5-g6 die Bauern am schwarzen Königsflügel gewinnen könnte.“
„Ah, das ergibt Sinn ja. Aber muss Schwarz nicht auch auf seinen Damenflügel aufpassen? Wenn der weiße König da einmarschiert…“
„So ist es! In der Partie spielte Neuberger nach 74. …, Lb2 75. e6+, Kd8 76. Kc6, Lxf6 77. Kb7 und wieder hielt nur ein schwarzer Zug den Ausgleich.“
Neuberger, Dirk – Hock, Gerold
„Hmm, also der a-Bauer geht ja nun sicher verloren. Andererseits kann der König dann auf c7 absperren, aber Schwarz muss dann aufpassen, dass Emil nicht durchlaufen kann. Also wird er wohl -“
„Genau! …, Le7! spielen. So kam es auch. Seht ihr nun schon wie es ausging.“
„Ahh, hmmm, ahh jaa herrlich haha! Das ist ja quasi ein Selbstpatt!“
„Ganz genau, aber gleichzeitig war es die einzige Möglichkeit für Neuberger etwas zu versuchen. Nach 77. …, Le7 78. Kxa7, Kc7 79. Ka8, Ld6 blieb Weiß nichts besserers als sich nach 80. a7, Le7 selbst patt setzen zu lassen.“
Neuberger, Dirk – Hock, Gerold
„Ach herrlich! Vielen Dank, dass du deine pattigen Erinnerungen mit uns hier geteilt hast, Schachbummler.“
„Keine Ursache ihr beiden, immer wieder gerne. Ich habe noch tausende solcher Geschichten. Aber die nächsten Male mehr davon. Darf ich mir noch einen Song wünschen?“
„Klar, was dürfen wir für dich spielen?“
„Dann wünsche ich mir The King’s March von
„Sehr passend, Schachbummler! Dann lasst nun eure Könige zu den klassischen Klängen von
über die 64 Felder eurer digitalen oder analogen Bretter marschieren und wir sind gleich wieder für euch da. Mach’s gut Schachbummler und guten Rutsch!“„Euch auch, danke. Bis bald!“
„Hier sind wir schon wieder liebe Hörerinnen und Hörer. Ich hoffe ihr habt euren üppigen Raclettekäse bereits verdaut. Anton, ich sehe, dass unser Telefon schon wieder blinkt. Willkommen in unserer Silvestershow, wer ist dran?“
„Hallo Anton, hallo Demir, hier ist Willy Lohmann und ich rufe heute das erste Mal bei euch an, höre aber regelmäßig euer tolles Programm.“
„Hallo Willy. Es freut uns, dass du anrufst. Du bist live in der Show. Wie war dein 2020?“
„Mehr schlecht als recht, ihr beiden. Ich bin Handlungsreisender müsst ihr wissen. War sollte ich wohl eher sagen. Ein wirtschaftlicher Ruin ist diese verdammte Corona-Krise. Ich bange um meine Existenz… Meine Frau, Linda, die hat immer gut Reden. Ach Willy, das wird schon wieder. Willy, die Aufträge werden bald wieder besser, ganz bestimmt. Willy, denk doch nur mal wie schön es wird wenn… Kann es bald nicht mehr etragen, das sage ich euch. Und die Kinder, was soll denn aus den Kindern werden?“
„Mein lieber Willy, beruhige dich doch. Wir verstehen zu 100% das die aktuelle Situation für dich nicht einfach ist und fühlen mit dir. Hat dir das Schach denn wenigstens ein paar geruhsame und schöne Stunden bereitet?“
„Das hat es! Ich spiele ja noch nicht lange. Also nicht wirklich. Hab nie gespielt, nur halt so, wisst ihr… Wie man halt so spielt, mit Charlie und so. Am Küchentisch, wisst ihr?“
„Vollkommen legitim, Willy.“
„Ja, aber dann. Es war erst letztes Jahr. Ich war auf Geschäftsreise, lange Verhandlungen. Zäh… In Aschaffenburg war das. Und da kam ich eines Abends mit einem Herrn, der auch bei mir im Hotel logierte, ins Gespräch und er erzählte mir von der Unterfränkischen Schachmeisterschaft, die gerade in Aschaffenburg-Obernau stattfand. Da hab ich dann gleich am nächsten Tag nach den Verhandlungen mal vorbeigeschaut. Das war ein Treiben! Herrliche Frühlingstage. Die Verhandlungen sind dann geplatzt, wisst ihr?! Aber bin dann doch geblieben noch zum Schach schauen. Musste ja wissen, wie es ausgeht. Fabian Englert hat mit 9 aus 9 gewonnen, ha! Das gab es vorher noch nie! Und als ich wieder zu Hause war, na was denkt ihr? Habe mir gleich ein paar Schachbücher bestellt! Lockdown und Kontaktbeschränkungen hin oder her, Schachbücher kann man doch immer studieren!“
„Wohl wahr Willy, wohl wahr.“
„Jaja, bin jetzt nicht wirklich gut, wisst ihr? Kein Meister oder so hahaha. Aber macht eben doch Spaß, all die Varianten und Möglichkeiten und Stellungsbilder und Strukturen und Manöver und Einsteller und Matts und -“
„- und Patts?!“
„Ja Patts, genau! Ich war ja damals live dabei als Simon gegen Lutz und dann die Dame… Mir erschien es damals wie… Ich hatte das in meinem Brief an Linda so schön formuliert… Wie als wenn…?! Hmm, ich komme nicht mehr drauf. Es war auf jeden Fall ein fast heiliges Erlebnis, wie die Dame da so gleitete auf das Feld g2 hinzu an den weißen König heran. Ach, wie hatte ich das nur nochmal formuliert, verdammt!? Ach sei’s drum. Ich hatte jedenfalls danach ein bisschen recherchiert über Patts und so. Wusstet ihr zum Beispiel, dass im arabischen Schachspiel das Patt lange Zeit als Gewinn für die stärkere Seite gerechnet wurde? Im europäischen Schach wurde es normal als Remis gewertet, doch gab es auch hiervon Ausnahmen. So wurde im 17. und 18. Jahrhundert in England im Gegensatz zu anderen Ländern die Pattsetzung des Gegners als Partieverlust für die stärkere Partei gewertet und wurde erst 1810 vereinheitlicht.“
„Das ist sicher ein wissenswertes Hintergrundwissen über die Schachgeschichte, Willy.“
„Auf jeden Fall! Was denkt ihr, was ist das kürzest mögliche Patt? Nach wie vielen Zügen? Wie viele, ha!“
„Wie viele Züge bis zum Patt?“
„Ja! Wie viele?“
„Puh, normalerweise entstehen Patts doch eher in Endspielen, aber wenn man es drauf ankommen lässt… Hmm.“
„Wie viele?“
„Wenn du drauf bestehst, Willy, dann sage ich 25.“
„Ha, weit gefehlt, Demir! Es sind nur zehn Züge. Zehn! Da habe ich selbst nicht schlecht gestaunt, als ich die Züge nachgespielt habe. Und ich habe mal recherchiert und die Datenbanken durchforstet. Tatsächlich kam dieses kurze Patt auch schonmal bei einer Unterfränkischen Meisterschaft auf’s Brett. Das war im Jahr 2001 als die Unterfränkische in Maßbach stattfand und am Ende von Norbert Kuhn gewonnen wurde. Es war aber in der Partie Jochen Full gegen Florian Degering in der M1, wo dieses Patt auftauchte.“
Full, Jochen – Degering, Florian
„Haha, ein amüsantes Schlussbild, Willy. Wirklich nur nach zehn Zügen?“
„So ist es, Anton. Ich lasse euch die Zugfolge noch zukommen. Es gibt übrigens auch ein Patt bei vollem Brett. Das dauert dann auch nur zwei Züge länger.“
„Wahnsinn, Willy. Und danke für diese verrückten Varianten. Möchtest du dir noch einen Song wünschen?“
„Sehr gerne, dann wünsche ich mir Isolated Pawn von Juga. Passt gut zu dem Kapitel, welches ich gerade in meinem Schachbuch lese.“
„Spielen wir für dich, Willy. Und du hast Recht, Schachbücher kann man auch alleine und unter Lockdown-Bedingungenen studieren. Dann einen guten Rutsch und alles alles Gute für 2021, beruflich und schachlich.“
„Vielen Dank ihr beiden. Auf Wiederhören und guten Rutsch!“
„Willy ist nun wahrscheinlich schon wieder in sein Schachbuch und seine isolierten Bauern vertieft, aber wir sind immer noch mit euch in dieser Silvesternacht. Habt ihr schon ein paar Schachfiguren aus Blei gegossen? Ein paar Jahresabschlussblitzpartien gespielt? Qualitäten oder gar Damen geopfert? Wenn nicht, dann nichts wie ran an die Figuren! Und wir haben bereits den nächsten Anrufer in der Leitung warten, sehe ich das richtig, Anton?“
„So ist es! Radio Chess FM 97.8, Anton hier. Willkommen in unserer Silvestersendung.“
„Hallo Anton, es ist schön hier zu sein.“
„Gerne doch. Du bist?“
„Ich bin der Schachvater.“
„Ha! Demir, hörst du? Der Schachvater! Du warst mir vielleicht einer! Dein letzter Anruf steckt mir noch heute in den Knochen.“
„Bedauerlich. Ich weiß nicht wie sich Knochen anfühlen.“
„Wie, du weißt nicht wie sich Knochen anfühlen? Jeder Mensch weiß doch wie sich Knochen anfühlen?!“
„Du sagst es.“
„Ich verstehe dich einfach nicht, Schachvater.“
„Es reicht vollkommen, dass ich dich verstehe.“
„Nun ja… Wie war dein 2020?“
„Ein Jahr wie jedes andere seit ich entwickelt wurde.“
„Aber nun hör mal. Corona wird dich doch sicherlich auch eingeschränkt haben?“
„Nein, Anton. Corona kann mir nichts anhaben.“
„Hör mal Schachvater, dies ist keine Plattform für Impfgegner und Coronaleugner.“
„Ich bin weder das eine noch das andere. Ich sagte nur, dass mir Corona nichts anhaben kann.“
„Meiner Schach-Engine kann Corona auch nichts anhaben, aber -“
„Du sagst es.“
„Ich verstehe dich einfach nicht. Aber wie war 2020 für dich in schachlicher Hinsicht? Hast du ebenfalls die over-the-board Spiele vermisst?“
„Ich habe noch nie ein over-the-board Spiel gemacht, Anton.“
„Ha, na sowas! Bist du etwa so jemand wie Dr. B. aus der Schachnovelle?“
„Nein, Anton. Ich bin kein jemand und erst Recht kein Doktor. Ich bin der Schachvater.“
„Aber-“
„Unterbrich mich nicht, Anton. In 2020 habe ich mir einige neue Schachvarianten beigebracht und darin Perfektion erlangt.“
„In einem Jahr schon Perfektion erlangt?“
„Du irrst dich. In wenigen Stunden habe ich darin Perfektion erlangt.“
„Kein Mensch meistert das Schachspiel in wenigen Stunden.“
„Du sagst es. Und nun habe ich auch Perfektion in verschiedenen Schachvarianten erlangt. Beispielsweise im Nicht-Rochade-Schach, in dem es keine Rochade gibt, im Torpedo-Schach, in dem Bauern immer zwei Felder nach vorne ziehen dürfen, im Bauern-Rückwärts-Schach, in dem Bauern auch rückwärts gehen können, im Bauern-Seitwärts-Schach, in dem Bauern auch seitlichlich ziehen können oder auch im Selbstschlagen-Schach, bei dem man auch die eigenen Figuren schlagen darf.
Torpedo-Schach
Selbstschlagen-Schach
„Das sind ja verrückte Stellungen, Schachvater, wer denkt sich sowas denn aus? Und ich bin schon immer mit der Rochade bei Chess960 überfordert. Möchtest du auch etwas zu unserem heutigen Thema – dem Patt – beitragen?“
„Das kann ich gerne tun, Anton. Tatsächlich erlernte ich auch eine Schachvariante, in der ein erzwungenes Patt zum Sieg führt.“
„Oh, darüber hat uns doch Willy vorhin schon berichtet, nicht wahr Anton?“
„So ist es, Demir. Konntest du neue Erkenntnisse aus dieser Schachvariante gewinnen, Schachvater?“
„In der Tat. Beispielsweise ist das Endspiel zwei Springer und König gegen König nun ein erzwungener Gewinn für die Springerpartei.“
Patt-gewinnt-Schach
„Na das nenne ich doch mal ein Motiv! Was sind dann so deine Pläne für 2021, Schachvater?“
„Das ist nicht an mir dies zu entscheiden.“
„Ich glaube ich werde auch heute wieder nicht schlau aus dir. Möchtest du dir vielleicht noch einen Schach-Song wünschen?“
„Ich habe keine Wünsche.“
„Wunschlos glücklich? Du hast vielleicht ein Leben!“
„Leben?“
Tut tut tut tut
„Hallo?! Schachvater?? Bist du noch dran? Na sowas, schon wieder einfach aufgelegt. Ich würde sagen dann machen wir nach diesem etwas seltsamen Anruf weiter mit ein bisschen Musik für euch. Wer es ein bisschen wilder mag, der wird bestimmt auf Chess and Crimes von Les Thugs abfahren. Oder wollt ihr es lieber etwas ruhiger angehen lassen in dieser letzten Nacht des Jahres? Dann ist Sofa Chess von Max Richter die richtige Wahl für euch. In jedem Falle bis gleich. Und auf geht’s Demir! Unsere Uhr ist auch schon gestellt. Weiß beginnt!“
„Und Schwarz gewinnt, hehe“.
„Ha, Demir. Da hast du ja tatsächlich eine Lehrbuch-Pattverteidigung auf’s Brett bekommen.“
„Jaa! Und zum Glück spielen wir nicht die Schachvariante des Schachvaters… Was hättest du gespielt, wenn ich nicht den Turm genommen hätte?“
Anton – Demir
„Nach Kf5 meinst du? Natürlich Tg7-g2 mit Übergang zur Philidor-Verteidigung.“
„Du hast deine Turmendspiele geübt, das muss ich dir lassen.“
„Danke, Anton. Und ich sehe das Telefon schon wieder blinken!“
„Schauen wir mal was uns nun erwartet. Hier ist Radio Chess FM 97.8. Willkommen in unserer Silvestersendung mit Patt und Jahresrückblick. Hier ist Anton, wer ist in der Leitung?“
„Hallo Anton, hallo Demir, hier ist Jonathan Simon vom SK 1928 Mömbris.“
„Hallo Jonathan! SK oder SC?“
„Ach, ich sage meistens SK. 1928 schrieb man eben noch Klub mit K. Im Vereinsregister steht es aber mit C“.
„Du bist da bestimmt nicht der Einzige, der das K dem C vorzieht, Jonathan. Wie war dein 2020?“
„Ich hatte schon bessere Jahre ihr beide. Wisst ihr, jeder redet zur Zeit über die Schulen und Schulöffnungen und Homeschooling usw. Aber ist euch schonmal aufgefallen, dass über Studenten niemand redet? Ich war das letzte Mal im Februar in der Uni. Die Schulen hatten ja im Sommer und Herbst wieder geöffnet. Aber über die Unis redet irgendwie niemand. Das ist ein bisschen schade und man kommt sich etwas vergessen vor.“
„Diese Punkte sind hiermit auch der breiten Öffentlichkeit mitgeteilt. Wie war dein 2020 in schachlicher Hinsicht? Vermisst du die over-the-board Spiele mehr als unser aller Schachvater?“
„Das tue ich in der Tat, Anton. Meine letzte over-the-board Partie war am 07.03.2020 gegen Jürgen Schnetter in unserer Vereinsmeisterschaft, welche leider auch nicht fertiggespielt werden konnte. Vielleicht werden wir 2021 die Vereinsturniere online austragen. Das müssten wir noch in der Vorstandschaft besprechen. Kurz davor, am 01.03., war meine letzte Verbandsrundenpartie. Auch diese wurde ja in Unterfranken nie zu Ende gespielt. Mit der ersten Mannschaft waren wir am Ende auf dem dritten Platz gelandet hinter Würzburg II und Bad Königshofen. Unsere zweite Mannschaft ist in der Kreisliga sogar erster geworden. Dass die in Würzburg geplante Unterfränkische ausfallen wird, war ja dann schon abzusehen. Ich hatte ja gehofft, dass diese zwischen den Jahren oder zu Jahresbeginn 2021 nachgespielt wird, aber das ist in der aktuellen Lage ja nicht möglich. Ob diese Coronaliga auf unterfränkischer Ebene stattfinden wird, ist ja ebenfalls noch fraglich. Natürlich haben wir dann auch viel Online-Schach gespielt und dort Turniere mit befreundeten Vereinen ausgetragen. Da kommt wenigstens so ein bisschen zusammen, aber das ist einfach nicht das Gleiche wie ein richtig schönes Schachturnier, welches über mehrere Tage geht mit seiner ganz eigenen Atmosphäre. Der Schachbummler hat das doch vorhin ganz nett ausgedrückt wie ich fand. Wie sagte er gleich? Ein Schachturnier ist doch mehr als seine Partien, oder so ähnlich?!“
„Ganz genau so sprach er.“
„Genau. Im Spätsommer und Herbst konnten wir dann ja auch wieder ein paar Vereinsabende stattfinden lassen und haben uns wenigstens mal wieder alle gesehen, unsere Generalversammlung abgehalten usw.“
„Keine Schachreisen unternommen dieses Jahr?“
„Leider nicht! Eigentlich wollte ich ja wieder zusammen mit Florian Voellinger und Michael Scholz nach Rhodos zur Amateurweltmeisterschaft. Griechenland hatte und hat ja sehr wenig Coronafälle [Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/greece/], aber aufgrund der internationalen Reisewarnung, die noch bis Mitte Mai galt, musste auch dieses Turnier letztendlich abgesagt werden. Im Spätsommer gab es wohl dann wieder ein paar over-the-board Turniere, aber die habe ich wohl verpasst. Ach, und da fällt mir aber doch gerade ein: Im September war ich zusammen mit Stefan Scholz aus Alzenau in Bad Kissingen auf der Schachakademie der Bayerischen Schachjugend. Das war echt schön! Es gab dort Vorträge zur Mitgliedergewinnung, zum Vereinsmanagement, zum Mädchenschach, Vereinsrecht usw. usf. Es war sogar ein Großmeister, Leon Mons, anwesend und schilderte seinen schachlichen Lebensweg zum Großmeister. Dazu eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre und sonniges Wetter. Abends haben wir bei geselligem Schnauz (wir hatten leider keine Pokerchips für eine weitere der legendären, und mittlerweile Tradition gewordenen, Pokerrunden) zusammengesessen. Und außerdem gab es einen Rotweinautomaten und… Ähm, ich sag nichts mehr…“
„Klingt auf jeden Fall nach geselligen Abenden, Jonathan.“
„Oh ja, doch dann: Die zweite Welle und alles verflüchtigte sich irgendwie erneut. Kein Schachturnier am Horizont. Aber eine neue Netflix-Serie.“
„Ich habe mich schon gefragt, wann heute Abend Queens Gambit das erste Mal erwähnt wird haha.“
„Es ist ja auch eine geniale Serie und definitiv eine Erwähnung wert! Die Serie ist mittlerweile ja die erfolgreichste Mini-Serie auf Netflix überhaupt geworden [Quelle: Twitter] und der Verkauf von Schachbrettern stieg um ein Vielfaches. Es wurde ein regelrechter Schach-Boom ausgelöst, verstärkt noch durch Corona und die Lockdowns [Quelle: https://www.bloomberg.com/graphics/2020-chess-boom/].“
„Das können wir nur so weitergeben, uns beiden hat die Serie auch sehr gut gefallen, nicht wahr Anton?“
„So ist es!“
„Ich denke das die Serie auf jeden Fall sehr sehr gut für das Schach ist. Und wenn dann im Frühjahr tatsächlich das Kandidatenturnier weitergeht, die großen Medien haben bereits in der Vergangenheit über große Schachturniere berichtet… Könnte alles sehr gut werden.“
„Ja, das hoffen wir natürlich auch und danke für das Teilen deiner Erfahrungen aus 2020.“
„Sehr gerne, ihr beiden. Ich habe auch noch eine weitere Patterfahrung für euch.“
„Oh, ist dir nach der Partie gegen Peter Lutz etwa nochmals gleiches wiederfahren?“
„Nein, Gott sei dank nicht, aber ich habe im Frühjahr einmal als Training eine Stellung gegen den alten Stockfish ausgespielt und bin dabei auf eine wahnsinnig faszinierende Variante gestoßen, die forciert die verrückteste Pattverteidigung einleitet, die ich je gesehen habe.“
„Jetzt hast du uns aber heiß auf die Stellung gemacht.“
„Der FEN-Code ist 6k1/2p2p2/8/3p1Rpp/r2Pp3/1q2P3/3Q4/2B1K3 b – – 0 1“
„Nun dies ist die Grundstellung. Hier gewinnt Schwarz, der aktuell vier Bauern für die Figur hat, nur mit dem Zug …, f6 und nach Txf6, Ta2, Dd1, Dxd1, Kxd1, Kg7, Tf5, Kg6, Txd5, g4! und die Freibauern werden sich durchsetzen. Allerdings sieht es so aus (und auch Stockfish denkt dies lange Zeit), dass auch 1. …, Ta1 klar gewinnen sollte. Es droht sofort …, Dc4, der Läufer ist gefesselt und die Freibauern am Königsflügel könnten laufen. Aber Schach ist natürlich konkret und Weiß kann hier 2. Txg5+ spielen und nach 2. …, Kf8 (2. …, Kh7? 3. Txh5+, Kg6 4. Th1!, Dc4 5. Dg2+!, Kf6 6. Df1+ mit Damentausch und Weiß gewinnt aufgrund seines Materialvorteils) 3. Txh5 und droht 3. …, Dc4! direkt den Gewinn des Läufers und der natürliche Zug 4. Kd1 funktioniert taktisch nicht aufgrund des losen Turms auf h5.“
„Ach ja, wegen 4. Kd1?, Df1+ 5. Kc2 (De1?, Txc1+), Txc1+ 6. Dxc1, De2+! Aber dann geht der Läufer doch verloren?“
„Ja, genau! Und hier besitzt eben Weiß nur die Rettung, welche auf einer Pattverteidigung beruht. Könnt ihr sie finden?“
„Hmm, aber der weiße König hat doch noch so viele Felder… Und Turm und Dame noch auf dem Brett…“
„Nun, dann lasst uns in medias res gehen. Der rettende Zug ist 4. Db2!! Nun verbietet sich ganz klar 4. …, Dxc1+ wegen 5. Dxc1, Txc1 6. Kd2 nebst Txd5 mit gleichem Turmendspiel.“
„Aber Txc1?? Das gewinnt doch einfach den Läufer mit Schach, oder nicht?“
„Jaja, aber seht danach muss der weiße König nach d2 ziehen (Kf2 wird schnell Matt) und somit ist der Turm auf c1 angegriffen. Dieser kann kein Schach mehr geben und muss also ziehen. Sagen wir nach g1, andere Züge ändern nichts.“
„Ha, jetzt sehe ich es! Der weiße König steht ja schon in einem Pattnetz und wenn dann,–“
„–genau, wenn Weiß seine Dame und seinen Turm opfern könnte, dann wäre es patt! Wundersamerweise kann er genau das tun.“
„Ich nehme an wir fangen mit 6. Db8+ an?“
„Ja so ist es. Nun ist es der schwarze König, der die richtigen Züge machen muss. Nach 6. …, Kg7 ist es gleich Matt, also 6. …, Ke7 und dann 7. Te5+. Jetzt kann der König nach f6, nach d7 und nach d6 gehen. Ersteres verliert sofort und nach …, Kd7 kommt Te7+. Also lasst uns 7. …, Kd6 anschauen.“
„Ach, und nun etwa ganz elegant den Turm opfern mittels 8. Te6!!“
„Haha, ihr habt es erkannt. Wenn der König nimmt kann die Dame ewiges Schach geben und wenn der Bauer nimmt, so folgt 9. Dd8+, Kc6 10. Dxc7+!, Kb5 11. Da5+!, Kxa5 und–“
„PATT!! Was für eine verrückte Variante! Das ist wirklich ein sehr sehenswertes Pattmotiv, Jonathan. Sehr tief versteckt.“
„Aber sehr schön!“
„Auf jeden Fall. Ich bin noch ganz hin weg ob der plötzlichen Turm- und Damenopfer und Db2!! als Rettungszug. Verrückt. Vielen Dank für diese pattige Erfahrung, Jonathan. Möchtestet du dir noch einen Song wünschen?“
„Sehr gerne, ihr beiden. Ich habe letztens erst einen Artikel im Kitzinger Schachboten über die UEM 2010 in Kitzingen gelesen. Da fiel mir wieder ein, dass dort jeden morgen und immer zwischen den Runden aus großen Lautsprechern in voller Lautstärke das Lied Heavy Cross von Gossip gespielt wurde. Das hat zwar nicht direkt etwas mit Schach zu tun, aber ist für mich so stark mit Schach verknüpft, dass auch dies für mich ein Schach-Song geworden ist.“
„Haha, das können wir sehr gut verstehen, Jonathan. Dein Wunsch wird dir hiermit erfüllt. Hier kommt Heavy Cross und danach spielen noch für euch den absoluten Schach-Song Klassiker. Denn was wäre eine Silvester-Schachsendung ohne One Night in Bangkok aus dem Musical Chess von Murray Head. Viel Spaß mit den Songs, Jonathan, und einen guten Rutsch!“
„Euch auch einen guten Rutsch! Tschau!“
„Ich sehen den Stundenzeiger unerbärmlich voranschreiten, Anton. Wahrlich, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen letzten Anrufer sollten wir aber noch haben, oder?“
„Das denke ich doch auch, Demir, und unser Telefon blinkt natürlich schon wieder. Willkommen in der letzten Stunde des Jahres 2020. Hier ist Radio Chess FM 97.8. Hier ist Anton, wer ist da?“
„Guten Abend! Hier ist Klaus Link vom SK 1982 Klingenberg.“
„Hallo Klaus, schön, dass du heute in unserer Sendung bist.“
„Die Freude ist ganz meinerseits, Anton. Ich möchte euch auch gerne aus meiner Sicht vom Schachjahr 2020 und seinen Highlights berichten. Außerdem habe ich auch noch ein paar nette Pattanekdoten für euch.“
„Wir würden beides gerne hören, Klaus. Schieß los!“
„Ein seltsames Jahr, dieses 2020! Corona hat die Welt patt gesetzt – Außer vielleicht ein kleines gallisches Dorf – die Schachwelt. Schach boomt auf Netflix und den Onlineportalen. Schach ist prädestiniert für das Internet und somit privilegiert gegenüber anderen Sportarten, die momentan komplett brachliegen. Und trotzdem. Rückblickend war mein schachlicher Saisonhöhepunkt 2019/20 nicht die European Online Chess Championship, das glänzend organisierte Kelheimer WWOO Turnier oder ein gewonnenes Schnellschachturnier auf lichess, sondern das nachgeholte Verbandsrundenspiel in der Landesliga, Runde 8, das nicht wie geplant im Frühjahr, sondern erst im ungewohnten September stattfand. Und es war allein schon bemerkenswert, dass es überhaupt stattfand. Gegen einen Schachfreund aus Fleisch und Blut, ein Wettkampf am Brett, mit Emotionen, Mimik, Gestik, sprich ein Erlebnis mit Resonanz. Auch die treuen Versuche, den hygienetechnisch abgesicherten Schachabend mit Partieanalysen und anschließendem, gemeinsamen Essen beim Italiener aufrechtzuerhalten, bleiben in spärlicher Erinnerung. Neben der Gesundheit, die schon immer als guter Wunsch zugesprochen wird, haben wir im abgelaufenen Jahr gemerkt, wie bedeutend direkter sozialer Kontakt mit Mitmenschen, alten Bekannten, Freunden oder Clubkameraden ist. Das können kein Discord Server, live chat oder andere soziale Medien ersetzen.“
„Damit sind wir wieder beim Thema, dass ein Schachturnier wohl mehr als nur seine Partien sei, wie es unser Schachbummler es vorhin so schön ausdrückte. Aber ich denke jeder Schachfreund und jede Schachfreundin wird dir zustimmen mit dem was du sagst. Das Internet kann die Wirklichkeit eben doch nicht ersetzen und vor allem nicht die Spannung und die Emotionen zum Beispiel nach einem erfolgreichen Patttrick.“
„Apropos „Patt“! Sind es nicht gerade die zwischenmenschlichen Erlebnisse und kleinen Geschichten rund um das Schachbrett, die einem sein Hobby so verschönern? Ich erinnere mich gerne an manche positiv skurrile Pattsituation, beispielsweise wie die in der Partie Ley-Hartlaub während der UEM 2004 in Bad Königshofen. Wie schön, dass auch Schachpartien wie Gemälde oder Musik die Zeit überdauern und Anekdoten erzählen können. Unsere sehr geschätzte und leider verstorbene Schachoma besaß als Führerin der schwarzen Steine eine absolute Gewinnstellung:“
Ley, Peter – Hartlaub, Marianne
„Der listige Ley warf ihr mit 43.Te3 allerdings einen schmackhaften Köder in Form eines ganzen Turms vor die impulsiven Finger, dass Marianne nicht lange entsagen konnte. Und so – und dies war eine wirklich selten gesichtete Form des zwanghaften Remis – schnappte die Falle des Pattkäfigs zu, welche die drei stummen Wächter, der Bauer h6, der Springer f6 und der schwarze Turm e3 mit schierem Entsetzen im Augenblick der plötzlichen Erkenntnis ungewollt bestaunen mussten:“
Ley, Peter – Hartlaub, Marianne
„Ein amüsantes Schlussbild. Ich bin mir aber sicher, dass Marianne selbst schon wenige Minuten nach der Partie darüber geschmunzelt haben wird. Ist dir ähnliches auch selbst schonmal wiederfahren, Klaus?“
„Ja! Die UEM Lengfeld 2020 fiel in diesem Jahr bekanntermaßen flach. Doch noch 2019 in Obernau ereilte mich bei den Unterfränkischen Meisterschaften in Form eines unverhofften Patts eine ähnliche, kaum mehr geglaubte Rettung. In der Meisterklasse I spielte mich mein junger Gegner aus Mömbris an den Rand der Niederlage und nur ein Wunder konnte mich noch retten:“
Link, Klaus – Böhl, Marius
„Marius Böhl schleifte mich bis zum 80.ten Zug gekonnt über den Bretterboden, als er mit 81. …, g3-g2? einen unbedachten Bauernzug ausführte (den man bekanntlich nicht rückgängig machen kann)- “
„Ihr spieltet ja wahrscheinlich kein Bauern-Rückzugs-Schach haha!“
„Nein, wahrlich nicht! Mein weißer König, im Schwitzkasten, mit klaustrophobischer Flachatmung, rief seinen letzten Mitstreiter – den Ta3 – zu Hilfe. Dieser erkannte die Not seiner Majestät und fand den rettenden Strohhalm in der Verfolgung des schwarzen Läufers nach 82.Td3 Lc5 83.Tc3 Ld4 84.Td3 Ke4: (84. z.B. – Lf6 85. Txe3! Und 86.Kxg2).“
„Ach ja, sehr schön. Der Turm greift einfach immer wieder den Läufer an, welcher die a7-g1 Diagonale nicht verlassen darf, da sich sonst der Turm für den Springer opfer kann, welches den König von der Deckung des Bauern g2 ablenkt. Wahrlich eine Pattsituation!“
Link, Klaus – Böhl, Marius
„So durfte ich nach mehrstündigem Kampf noch ein Remis einheimsen und mich über diesen „Patttrick“ freuen. Die Hoffnung stirbt eben zuletzt. Mit dieser Zuversicht gehe ich auch ins neue Jahr und hoffe sehr, genau solche wunderbaren Geschichten auf oder neben dem Brett mit meinen Schachfreunden zu erleben, zu teilen und dabei wieder bewusster schätzen zu lernen, was es bedeutet, seinen Hobbies uneingeschränkt frönen zu können.“
„Danke für deine schönen Worte und pattigen Erfahrungen, Klaus! Deine Ausführungen waren wahrlich eine Bereicherung für unsere Show. Hast auch du noch einen Musikwunsch, ein Lied, welches für dich mit Schach verbunden ist?“
„Mir geht es da ähnlich wie Jonathan vorhin. Mit Schach verbinde ich sicherlich die Melodie von Pirates of the Carribean, da diese „Hymne“ als Intro vor jeder Runde des Erfurter – Schach über den Dächern – Opens gespielt wurde – und das war jedesmal ein ganz schöner Adrenalin-Boost.“
„Auch deinen Musikwunsch haben wir natürlich auf Lager! Hier kommt Pirates of the Carribean. Dann dreh nochmal auf und fechte dich durch diese Silvesternacht! Guten Rutsch!“
„Guten Rutsch, ihr beiden!“
„Ahhrrrrr, hier sind wir wieder, Priaten- und Schachvolk!! Bereit für den Jahresabschluss?! Ich höre vor dem Studio schon die ersten Böller knallen. Da hat wohl jemand noch vor-coronaliche Restbestände ausgegraben… Was sagt die Uhr, Demir?“
„Oh 23:59 Uhr, Anton. Letzte Chance für eine schnelle Bulletpartie in 2020 liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde!“
„Guten Rutsch! Und wenn ihr es schon nicht außerhalb des Schachbretts krachen lassen könnt, so lasst es wenigstens auf dem Schachbrette so richtig Krachen und eure Figuren tanzen und laufen und springen und rasen und-“
„Demir, sie zählen schon, sie zählen!!“
„Ohh, ohh“
(zusammen): „-ACHT, SIEBEN, SECHS, FÜNF, VIER, DREI, ZWEI, EINS!“
Epilog
Ostern 1995
„– und die Partien neigen sich nun wirklich alle langsam dem Ende hin zu. Viele Könige wurden bereits als Zeichen der Aufgabe umgestoßen–“
„Anton, welcher Schachspieler stößt den heutzutage noch seinen König um? Nicht mehr lange und wir leben im 21. Jahrhundert.“
„Wie Recht du mal wieder hast, Demir. Was wäre ich nur ohne dich? Dann fassen wir es eben als eine Art schachlicher Redewendung auf, nicht wahr?“
„Darauf können wir uns denke ich einigen haha. Ich sehe aber gerade, die Partie Matis gegen Blank im Hautpturnier 1 läuft immer noch! Blank sollte doch mittlerweile kurz vor der endgültigen Verwertung seines Materialvorteils stehen, oder nicht?“
Matis, Paul – Blank, Stefan
„Ich denke er tut sogar mehr als das, Demir. Gerade hat er 61. …, Kh3-h2 gespielt und mir scheint als würde der weiße König nun in einem Mattnetz festsitzen, denn es droht jetzt …, De2#.“
„Und wenn Weiß das Feld e2 mit seiner Dame deckt–“
„Dann kommt trotzdem De2+ nebst Damentausch und der h-Bauer wird das Rennen machen.“
„Dann wird Matis wohl nun redensartlich seinen König umstoßen und wirklich, das heißt physisch, Blank seine Hand zur Aufgabe reichen.“
„So wird es sein, Demir. Ich möchte wahrlich nicht in Zeiten leben, in denen es vor und nach der Partie keinen Handschlag mehr gibt.“
„Zum Glück kann ich mir keinen Fall vorstellen, in dem man auf diese nette sportliche Geste wird verzichten müssen, Anton.“
„Ich mir auch nicht, Demir!“
„Oh, doch was ist das? Matis hat gezogen, und, sehe ich das richtig…? Hat er tatsächlich… den Zug… De5+ gespielt?? Das nenne ich mal einen stilvollen Abgang mit Racheschach, ha!“
Matis, Paul – Blank, Stefan
„Stil hat er haha, das muss man ihm lassen… Aber… Ist das möglich? Warte, Demir… Das ist doch nicht…? Das ist kein Racheschach, Demir!!“
„Aber wenn er die Dame einfach schlägt, dann–“
„PATT! Weiß ist dann patt!“
„Oha, De5+!! Jetzt sehe ich es auch. Was für ein Zug, Anton. Aber kann er nicht einfach noch mit dem König ziehen?“
„Auf …, Kh3 folgt Dg3#, auf …, f4 ist die schwarze Dame ungedeckt.“
„Und was ist mit …, Kh1? Ah sieh, Blank hat es gerade gespielt!“
„Und Matis erwiedert prompt! Er greift zu seiner Dame! Ein listiges Lächeln auf seinen Lippen! Lässt sie gleiten über die schwarze Diagonale dem feindlichen König hinzu immer näher und näher und näher!“
„Wie eine Märtyrerin mit einem verklärten Lächeln auf den Lippen, tritt sie an den feindlichen König ganz nah heran um ihm, bevor sie selig entschlafen wird, noch einen letzten Abschiedskusse zuzuhauchen.“
„Was für eine treffende Methaper, Demir!“
„Sie zieht nach h2! Nach h2 zieht er sie!“
Matis, Paul – Blank, Stefan
„Blank bleibt nichts anders übrig als die sich opfernde Dame zu schlagen, und dann–“
„Es ist immer noch Patt, Anton. Patt!! Die Partie ist zu Ende! Schluss! Aus! Ende!“
„Eine geniale Rettung, die Matis da gefunden hat, das muss man ihm lassen. Genial! Von wegen Racheschach haha. Das nenn ich mal ein Ende! Das nenn ich mal ein Abschluss!“
„Ein wahres Feuerwerk an Emotionen!“
Ende
Anmerkungen:
- Die Radioshow mit Anton und Demir ist natürlich rein fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt und zufällig.
- Die Radioshow wurde motiviert von einem Kapitel aus David Mitchells Roman „Chaos“ (Wikipedia), in dem auch eine künstliche Intelligenz in einer Radioshow anruft. Ebenfalls ist dieses Kapitel komplett in Dialogform geschrieben.
- Wer mehr von Anton, Demir, Willy Lohmann, Boris Kowalski, dem Schachvater und dem Schachbummler lesen möchte, den verweise ich wärmstens auf meinen großen Bericht „Das Spiel von Königen und Königinnen. Eine Erzählung in sechs Teilen„. Teil 5 behandelt ebenfalls einen Ausschnitt aus der Radioshow der beiden Schachvögel. In Teil 2 wird beschrieben, wie sich Boris K. in einen Schachspieler verwandelt vorfand. Teil 4 enthält die Briefe Willy Lohmanns an seine Frau Linda, der jeden Abend von der UEM 2019 in Obernau berichtete. „Auf der Suche nach der verlorenen Unterfränkischen Teil 3: Der Schachbummler“ enthält die Eindrücke des Schachbummlers zur UEM 2011 in Gerolzhofen.
- Die Person des Willy Lohmann basiert auf dem Drama Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller. Ich empfehle insbesondere die Verfilmung von 1985 mit Dustin Hoffmann: Trailer.
- Schachvater: Dieser Begriff stammt aus Vladimir Nabokovs Roman „Lushins Verteidigung“ (Wikipedia) („Mochte er dort bleiben, unbekannt, doch zweifellos gefährlich, mitsamt seinem schrecklichen Beinamen: Schachvater“, S. 277).
- Die Diagramme mit den Schach-Varianten stammen aus Tomašev, N., Paquet, U., Hassabis, D., & Kramnik, V. (2020). Assessing game balance with AlphaZero: Exploring alternative rule sets in chess. arXiv preprint arXiv:2009.04374.
- SK oder SC Mömbris: Das ist eine Anspielung auf diesen Tweet.
- Der Dialog mit Klaus Link stammt fast wörtlich aus Ausführungen, die mir jener im Vorfeld des Berichts zukommen lies. Vielen Dank für deine Eindrücke des Jahres 2020 und die Pattanekdoten.
- Die gezeigten Partien finden sich in den Schach-Datenbanken. Die Analysen wurden mit Stockfish 11 und Stockfsih 12 erstellt. Ich übernehme aber keine Gewähr für deren Korrektheit. Falls ihr Fehler findet, dann meldet euch gerne bei mir.
- Quelle Titelbild, Musikbilder und Silvesterbild: Pixabay.
- Anbei nochmals eine Auswahl an Diagrammstellungen.
Verfasser: Jonathan Simon (Kontakt).
Diagramme & Analysen: Jonathan Simon.
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