Nachruf: Fritz Scholz (1935 – 2019)
Schmerzlich mussten wir Abschied nehmen von unserem treuen und langjährigen Vereinsmitglied Fritz Scholz. Diese Zeilen seien ihm als Andenken gewidmet.
Fritz wurde am 17.04.1935 geboren. Seinen Weg zum Mömbriser Schachclub fand er in den späten 1960er Jahren. Seine Mitgliedschaft ist ab 01.01.1970 im Vereinsregister verzeichnet. Von dort an blieb er seinem Verein über die Jahrzehnte hinweg treu. In den Aufzeichnungen unserers Chronisten Wilhelm Behl (1906 – 1992), der sein ganzes Leben lang akribisch die Entwicklung des Schachvereins verfolgte und aufzeichnete, findet Fritz ab diesen Zeitpunkt laufend Erwähnung. Schon gleich nach seinem Eintritt in den Verein übernahm Fritz das Amt des Spielleiters. In der Verbandsrunde wurde er sofort am ersten Brett der zweiten Mannschaft eingesetzt, wie Wilhelm Behl bezugt. In seinem Eintrag vom 20.12.1970 hob er Fritz‘ Leistung besonders hervor und sprach gar von einer „Glanzpartie“.
Besonders hervorzuheben war die kontinuierliche und bis ins hohe Alter ununterbrochene Teilnahme bei den Unterfränkischen Einzelmeisterschaften. Für Mömbris spielte er seine erste Unterfränkische vom 30.3. bis 4.4.1970 in Aschaffenburg und startete dabei gleich in der M II, wie Behl in seinem Eintrag festhielt.
Nur sechs Jahre nach seinem Eintritt in den Schachclub Mömbris übernahm Fritz schließlich das Amt des ersten Vorsitzenden und hielt dies fünf weitere Jahre lang inne. Danach übernahm er von 1982 – 1986 erneut das Amt des Spielleiters.
Natürlich gab es bei Fritz, wie bei wohl jedem anderen Schachspieler auch, von Zeit zu Zeit Partien, an die man noch viele Jahre lang zurück denkt. So wird es wahrscheinlich auch ihm bei seiner Partie vom Verbandskampf 1976 gegen Würzburg ergangen sein. Behl hielt hierzu fest:
„…doch da passierte es, Scholz Fritz setzte seinen Gegner in total gewonnener Stellung Patt!! Von diesem Schock konnte sich die Mannschaft nicht mehr erholen und am Ende hatte sie 4,5 – 3,5 verloren.“
Nach seiner ersten Unterfränkischen unter Mömbriser Flagge sollten noch viele viele weitere folgen. Bis zum Jahr 2018 konnte er an insgesamt 51 Unterfränkischen Meisterschaften teilnehmen. Zur 50. Teilnahme wurde er vom USV mit der Ehrenplakette – der höchsten Auszeichnung des Verbands – geehrt. Bereits zur 40. Teilnahme bekam er die goldene Ehrennadel verliehen.
Fritz beteiligte sich aber nicht nur an den Verbandsspielen, Vereinsmeisterschaften und Unterfränkischen, sondern nahm darüber hinaus schon ganz zu Beginn auch rege am Vereinsleben (z. B. an Ausflügen) teil. Schwarz auf Weiß bezeugt dies erneut Wilhelm Behl. Sein Eintrag vom Besuch der Schachweltmeisterschaft 1970 in Siegen steht für sich.
Das Titelbild zeigt Fritz übrigens bei einem Vereinsausflug 1980 nach Münster.
Und wenn schließlich die Schachfiguren einmal weggepackt wurden, dann wurden die Spielkarten ausgepackt, wie das folgende Bild aus unserem Archiv beweist (leider ohne Datum).
In den 80er Jahren nahm Fritz zusammen mit einigen anderen Vereinskollegen an den Ausflügen nach Leutasch (Österreich) teil. Noch heute findet dort immer zu Pfingsten ein Mannschafts-Schnellschachturnier statt.
Auch rein schachlich konnte Fritz sich durchaus mit den besten Spielern des Vereins messen. So gewann er beispielsweise die vereinsinterne Pokalmeisterschaft 1996 und konnte gar bei den erst letztjährigen Blitzmeisterschaften 2018 den dritten Platz erreichen (dabei spielte er 10 von 11 Monatsturniere. Bei dem elften fehlte er nur, da er bereits ein anders Schachturnier spielte – in Erfurt!). Berühmt war er für seine Eröffnungen. Aljechin gegen 1.e4 und mit Weiß einen Spanier. Damit kannte er sich aus! Noch in der VM 2019 kam Favorit Uli Fischer mit Schwarz nicht über ein Remis gegen Fritz hinaus. Fritz hatte mal wieder Spanisch gespielt!
Ich selbst lernte Fritz Anfang der 2000er Jahre kennen und spielte seit 2009 viele Unterfränkische Meisterschaften und auch andere Turniere mit ihm zusammen (so zum Beispiel zweimal in Erfurt und jedes Jahr an Pfingsten beim Schachfestival). Bis fast zuletzt war er Stammgast bei den Schachabenden, auch bei den Vereinsturnieren war er immer dabei. Manchmal half er sogar noch in der zweiten Mannschaft aus, beim Pokal sogar in der ersten Mannschaft!
Wie oben bereits angedeutet war Fritz auch ein leidenschaftlicher Kartenspieler. Selbst mit über 80 Jahren beteiligte er sich noch an den Pokerrunden, die z. B. im Rahmen des Schachfestivals in Bad Königshofen ausgerichtet wurden. Die Sensation gelang ihm dann 2016 als er sich beim abendlichen Pokerturnier im Rahmen der damaligen UEM gegen ca. 20 Gegner hatte durchsetzen können. Er gewann das Turnier!
Abschließend noch eine ganz persönliche Erinnerung aus meiner eigenen Spielpraxis gegen Fritz. Noch gut erinnern kann mich an unsere Partie aus der Vereinsmeisterschaft 2009, wo er mich schon nach 18 Zügen in die Knie zwang. Die Schlusstellung steht für sich.
Scholz, Fritz – Simon, Jonathan
Doch die Geschichte geht noch weiter: Wie bereits erwähnt war Fritz auch immer bei den vereinsinternen Blitzturnieren mit dabei. Noch im März diesen Jahres blitzten wir gegeneinander. Ich hatte Schwarz wie in der VM Partie oben und tatsächlich entstand eine ganz ähnliche Situation wie im Diagramm in jener erst kürzlich gespielten Blitzpartie erneut. Ich musste jedenfalls schon während der Blitzpartie an die oben angesprochene VM Partie zurückdenken und wie ich damals diese Springergabel übersehen hatte… Ich fragte mich noch, ob Fritz sich auch noch an die Partie erinnern konnte. Aber es war ja schon 10 Jahre her… Diese Partie gewann ich zwar, aber sofort nach dem Händeschütteln sagte Fritz lachend zu mir: „Weiß du noch? So ähnlich hab ich dich schonmal gekriegt!“. Er konnte sich auch noch genau daran erinnern! Ich wusste nicht, dass es unsere allerletzte Partie werden sollte…
Fritz, wir werden Dich immer in bester Erinnerung behalten. Ruhe in Frieden.
von Jonathan Simon