Allgemein

Wohlauf, das Schachbrett steht bereit…

Zur Melodie des Frankenliedes singen wir:

1. Strophe

Wohlauf, das Schachbrett steht bereit,
wer lange denkt, muss rosten.

Wohlauf, die Schachbretter stehen bereit!

Den allerschönsten Siegeszug,
lässt uns das Schachspiel kosten.

 Friesen, Arthur – Simon, Jonathan

Stellung nach dem Siegeszug 22. …Txf3!!

Jetzt reicht mir Dam‘ und Springer klug
der ziehenden Blitzzaren,

Die ziehenden Blitzzaren in Erlenbach am Main.

Ich will zur schönen Osternzeit,
nach Erlenbach hin fahren,
valeri, valera, valeri, valera,
nach Erlenbach hin fahren!

Nach Erlenbach will ich hinfahren, zur UEM 2023!

 

Blick in den Turniersaal in Erlenbach am Main. Konzentration an allen Brettern.

2. Strophe

Der Turm steht schwach, der Zug geht gut,
leicht ist der Trick geraten.

Bräutigam, Thomas – Grineva, Marianna

Stellung nach 45. a6! Der Turm steht schwach, der Trick geht gut [und der Bauer rennt]!
Sie können ob der Bauern Flut
der Spieße kaum noch g’wahren.
Bald hebt sich auch das Rochieren an,
der König harrt des Feldes.

Link, Robert – Simon, Jonathan

Stellung nach 16. Dc2. Bald hebt sich das Rochieren an… Der König steht sicher auf dem Damenflügel.

Der Spieler Schutzfrau Cassia,
beschenkt und vielleicht des Geldes
valeri, valera, valeri, valera,
beschenkt und vielleicht des Geldes!

Vielleicht beschenkt uns Schutzfrau und Schachgöttin Cassia mit dem fünf Ellen großen Pokal?!

3. Strophe

Die Läufer ziehen durch das Brett
mit wehenden Standarten.
Hell [und dunkel] grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Angriffssparten.

Basel, Moritz – Müller, Lutz

Stellung nach 16. Lf3. Nach 16…, Txe3+ 17. fxe3, Dg3+ 18. Kd2 flogen die Läufer mit wehenden Standarten in die weiße Stellung. 18…, Lh6! 19. De2, La6!

Basel, Moritz – Müller, Lutz

Stellung nach19…, La6! Weiß steht auf Verlust. Hell und dunkel grüßt den Monarchen der doppelte Choral des schwarzen Läuferpaares.

Wie gerne wär` Pferd mitgewallt,
der Pfarr wollt es nicht haben!

Pfarr, Michael – Kalinina, Larisa

Stellung nach 26. c3! Der Pfarr wollte sein Pferd nicht mehr haben.

 

Michael Pfarr wollt‘ das Pferd nicht haben, aber hat die Schachuhr immer im Auge (besonders, wenn die Stunde π schlägt).

So muss er zwei-eins durch den Wald,
als räudig Spring’lein traben,
valeri, valera, valeri, valera,
als räudig Spring’lein traben!

Voellinger, Florian – Schellenberger, Dirk Dr.

Zwei-Eins geht’s zurück. Stellung nach 61. Se1. Es folgt 61…, f3 und das räudig Spring’lein wird von den beiden Bauern überwältigt.

4. Strophe

Zum heil’gn Feld von Grundreih frei
kommt er empor gestiegen,

Faust, Martin – Bräutigam, Thomas

Stellung nach 49. f6?. Statt mit 49. Se4+ nebst Sxg5 einfach zu gewinnen, wollte der voreilige Bauer unbedingt zur Grundreih losmarschieren, und dass obwohl der schwarze Monarch pflichtbewusst im Quadrat auf ihn wartet.

und seh die Türme auf der Reih
zu seiner Zugbahn liegen.
Vom Grundfeld bis zur letzten Reih‘
umrahmen Turm und Bauer
den mächt’gn König, der steht frei
Er wollt ihm wüchsen Flügel,
valeri, valera, valeri, valera,
Er wollt ihm wüchsen Flügel!

Orf, Niklas – Voellinger, Florian

Der König flüchtet in die Mitte. Er wollt ihm wüchsen Flügel…

 

Grüezi! Der Det(t)riser Spieler Florian verwirrt seine Gegnerschaft gerne durch überregionale (man weiß nicht Recht ob hessische, griechische oder gar schweizerische) Kunstfertigkeiten am und abseits des Schachbrettes.

5. Strophe

Die Dame, die zieht heut früh raus,
dieweil es Zeit zu rauben.
Sie sieht ihn auf b2 da drauß‘
ohn‘ jedes Figürlein klauben.

Köberl, Christiane – Weidl, Tobias

Stellung nach 10…, Dxb2! Es ist Zeit zu rauben.

Erstickter König Stoßgebet
heißt: Cassia, gib uns Felder!

Oster, Norbert – Link, Robert

Oh Cassia, gib uns Felder!“ Nach 29…, Sf3+ blieb dem platzgeplagten König nichts anderes übrig als Garry zu kommandieren den Rappen zu schlagen, wonach es also nach 30. gxf3, Dg3+! 31. Kh1, Dxh3+ und baldigem Matt zu Ende ging.

 

Norbert Oster war den taktischen Fertigkeiten Robert Links in der allerersten Runde nicht gewachsen. Danach folgten aber vier Partien ohne weiteren Verlust!

Doch wer fast auf Schachmatte steht,
Der wagt sich in die Wälder,
valeri, valera, valeri, valera,
Der wagt sich in die Wälder!

Link, Robert – Simon, Jonathan

Stellung nach 34. Dh7. Der König steht fast auf Schachmatte (z. B. 35…, Db5?? 36. Dg8+, Ke7 37. Df7#), aber der (sieges-)durstige Dschungelkönig Jonathan wagt sich in die undurchsichtigen Wälder nach dem spekulativen 35…, Txb2!? 36. Kxb2? (36. Ka1! ist besser), Db5+ 37. Lb3, d5.

Link, Robert – Simon, Jonathan

Stellung nach 36. …, d5. Objektiv wohl immer noch gewonnen für Weiß, aber Schwarz hat es geschafft, die Dinge zu verkomplizieren. Die Partie endete in Zugwiederholung remis.

 

Jonathan hat immer genug zu Trinken dabei, wenn er sich in den undurchdringlichen (Varianten-)Dschungel wagt.

6. Strophe

Oh Dame das war missgetan,
dass du ihn raubst von hinnen!
Es liegt, ich sehs dem König an,
ein Schachmatt in den Sinnen.
Hoiho, den Schutzwall brech‘ ich ein
und schlage was er hatte.

Rodriguez, José – Simon, Manuel

Stellung nach 20. Lxc3. Mit 20…, Txb2!? brach Manuel unter Turmopfer den Schutzwall am Damenflügel ein. Es folgte 21. Lxb2, c3! mit Abzugsangriff und Installation des Bauern auf b2 (nach 22. Dd1, bxc2).

Rodriguez, José – Simon, Manuel

Ein paar Züge später setzte nun Weiß mit 27. Sxh6 zum Einbruch des schwarzen Bauernschutzwalls am Königsflügel an. Doch nach dem Springerrückzug 27…, Sh7!? sprang der Springer kurzzeitig als sich selbst verteidigendes (es droht …Sxg5) Schutzwallelement in die geschlagene Bresche.

 

Manuel überzeugt mit einem Turmopfer auf b2! (Im Hintergrund bricht Bruder Jonathan mit Orangensaftvorrat in den Dschungel auf).

Du heil’ges Feld vor König frei,
verzeih mir Schach und Matte,
valeri, valera, valeri, valera,
verzeih mir Schach und Matte!

Englert, Fabian – Helm Timo

Im Stile Paul Morphys setzt IM Englert mit 15. De6# matt. Oh heil’ges Feld vor König frei, verzeih ihm Schach und Matte!

 

„Einmal Pommes mit Trauben bitte für unseren Mömbriser Vereinskollegen!“

 

Die Mömbriser SpielerInnen, zumindset ein paar davon… (v.l.n.r. Markus Susallek, Florian Voellinger, Michael Pfarr, Daniela Susallek).

 

Anmerkungen

  • Das Frankenlied (Link zu Wikipedia inkl. Original Lyrics): Die Idee des Berichts stammt daher, dass Konrad Diener, Turnierorganisator und Schachsommelier aus Erlenbach, und KollegInnen nach der Siegerehrung auch eine selbst gedichtete Version des Frankenliedes zum Besten gaben.
  • Der allerschönste Siegeszug: Der Turm in der Partie Friesen, A. – Simon, J. drang über b8-b4-d4-d3-f3 ins weiße Lager ein. Mein Gegner rief während der Analyse nur laut aus: „Das ist doch ein Turm, und keine Leichtfigur!

Friesen, Arthur – Simon, Jonathan

Der Turm, der gerne eine Leichtfigur wäre… (auch darüber wäre noch ein Bericht zu schreiben).
  • Der fünf Ellen große Pokal: Das ist eine Anspielung auf Jonathans Piratenbericht von der UEM 2022 in Wertheim, in welcher diese Phrase auch vorkam.
  • „besonders wenn die Stunde π schlägt“: Das ist eine Anspielung darauf, dass ich vor Jahren mal mit Michael Pfarr darüber geredet habe, dass wir beide immer bemerken, wenn die Uhr auf 3:14 steht. Passiert das anderen Mathematikern oder Mathematikerinnen auch so?
  • De(t)tris: Eine Zusammensetzung der Wörter Dettingen und Mömbris. Florian und Jonathan nannten ihre Tandemmannschaft beim XI KUS 2023 so (eigentlich Dettris, aber Jürgen Müller fasste dies als Anspielung auf Tetris auf und nannte die Mannschaft Detris).
  • griechische und schweizerische Kunstfertigkeiten: Diese Anekdote muss an anderer Stelle aufgelöst werden…
  • Pommes mit Trauben: Florians Leibgericht auf der Amateur Schach-WM auf Kos 2018.
  • Alle schachlichen Analysen in den Diagrammstellungen ohne Gewähr.
  • Falls jemand noch weitere Partien von der UEM 2023 kennt, die zu den Reimen passen, gerne kontaktieren! 🙂 Ich habe im übrigen erst den Text umgedichtet und dann die passenden Stellungen zum Text gesucht.

Verfasser: Jonathan Simon (Kontakt).

Diagamme & Analysen: Jonathan Simon

Bilder: Jonathan Simon, Klaus Link, Oksana Gies

 

Anhang

Nochmal das ganze Lied zum selbst singen:

1. Strophe

Wohlauf, das Schachbrett steht bereit,
wer lange denkt, muss rosten.
Den allerschönsten Siegeszug,
lässt uns das Schachspiel kosten.
Jetzt reicht mir Dam‘ und Springer klug
der ziehenden Blitzzaren,
Ich will zur schönen Osternzeit,
nach Erlenbach hin fahren,
valeri, valera, valeri, valera,
nach Erlenbach hin fahren!

2. Strophe

Der Turm steht schwach, der Zug geht gut,
leicht ist der Trick geraten.
Sie können ob der Bauern Flut
der Spieße kaum noch g’wahren.
Bald hebt sich auch das Rochieren an,
der König harrt des Feldes.
Der Spieler Schutzfrau Cassia,
beschenkt und vielleicht des Geldes
valeri, valera, valeri, valera,
beschenkt und vielleicht des Geldes!

3. Strophe

Die Läufer ziehen durch das Brett
mit wehenden Standarten.
Hell grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Angriffssparten.
Wie gerne wär` Pferd mitgewallt,
der Pfarr wollt es nicht haben!
So muss er zwei-eins durch den Wald,
als räudig Spring’lein traben,
valeri, valera, valeri, valera,
als räudig Spring’lein traben!

4. Strophe

Zum heil’gn Feld von Grundreih frei
kommt er empor gestiegen,
und seh die Türme auf der Reih
zu seiner Zugbahn liegen.
Vom Grundfeld bis zur letzten Reih‘
umrahmen Turm und Bauer
den mächt’gn König, der steht frei
Er wollt ihm wüchsen Flügel,
valeri, valera, valeri, valera,
Er wollt ihm wüchsen Flügel!

5. Strophe

Die Dame, die zieht heut früh raus,
dieweil es Zeit zu rauben.
Sie sieht ihn auf b2 da drauß‘
ohn‘ jedes Figürlein klauben.
Erstickter König Stoßgebet
heißt: Cassia, gib uns Felder!
Doch wer fast auf Schachmatte steht,
Der wagt sich in die Wälder,
valeri, valera, valeri, valera,
Der wagt sich in die Wälder!

6. Strophe

Oh Dame das war missgetan,
dass du ihn raubst von hinnen!
Es liegt, ich sehs dem König an,
ein Schachmatt in den Sinnen.
Hoiho, den Schutzwall brech‘ ich ein
und schlage was er hatte.
Du heil’ges Feld vor König frei,
verzeih mir Schach und Matte,
valeri, valera, valeri, valera,
verzeih mir Schach und Matte!

 

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