6. Kurz-Open in Buchen vom 08.09.2017 – 10.09.2017
Auch in diesem Jahr waren Jonathan und Manuel Simon wieder beim Kurz-Open in Buchen vertreten. Auch in diesem Jahr fand zur gleichen Zeit wieder der Schützenmarkt statt, welcher zu einigen spontanen Besuchen verleitete. Jonathan erreichte mit 3.5 aus 5 Punkten einen guten 8. Platz, Manuel schnitt weniger gut ab. Anbei findet ihr einige spannende Stellungen zum Lösen. Die Lösungen finden sich am Ende des Berichts.
Die folgende Stellung stammte gleich aus der ersten Partie von Jonathan. Er spielte gegen einen nominell deutlich schlechteren Gegner. Nach einem modernen Königsfianchetto kam es im 18. Zug zu folgender Stellung:
Diese Chance ließ ich allerdings aus. Es wurden einige Figuren getauscht und nach 25. Dd2 bot Weiß in dieser Stellung remis an.
Jonathan lehnte ab und spielte 25. …,De7. Darauf folgte 26. Lg5??, was Schwarz einen schnellen Sieg sicherte.
Die spannenste Partie von Jonathan wurde sicherlich in der Runde Nr. 4 gespielt. Er trat mit den weißen Steinen gegen Stefan Blank aus Sulzbach an. Bereits im Jahr 2014 trafen diese beiden bei der Unterfränkischen Meisterschaft in Klingenberg aufeinander. Damals führte Jonathan die schwarzen Steine und gewann nach 72 Zügen eine sehr spannende Partie. Wohlgemerkt war dies auch die einzige Partie von Jonathan, die sich wirklich über die volle Spielzeit von 6 Stunden erstreckte. Würde es erneut eine solch lange Partie geben?! Nein, aber spannend war sie trotzdem. Schauen wir uns die Stellung nach der Eröffnung (ein Doppelfianchetto-System) im 16. Zug an.
Es droht jetzt …, exd4. Außerdem steht der weiße König gefährlich in der Diagonale der schwarzen Dame. Doch offenbar ist der Sd7 jetzt ungedeckt und er steht schon in der Linie des Turmes. Daher verbietet sich 17. dxe5, dxe5?? wegen 18. Txd7 und auch 17. …, Lxe5 ist wegen 18. Sxe5, Sxe5 19. Txd6 nicht möglich. Spielt Schwarz sofort 17. …, Sxg3? so folgt 18. exd6 und Weiß steht gut. Es bleibt also nur 17. …, Sxe5. Aber auch jetzt ist der Bauer d6 ungedeckt.
18. Txd6, Sxg3?? (das war die Idee von 16. …, Sh5) verbietet sich jetzt wegen des starken Zuges 19. Sd5!, Dc5 20. Se7+ nebst 21. Sxc8 und der Turm ist gedeckt. Allerdings hat Schwarz den starken Zwischenzug 18. …, Dc5, welcher den Turm sofort angreift! Das hatte Jonathan übersehen, doch wie schlimm ist das?
Jonathan bemerkte schnell, dass nach 19. Tdd1, Sxf3+ 20. Lxf3, Lxc3 die Fesselung 21. Tc1 einfach an 21. …, b4 scheiterte. Also ist der Turmrückzug nicht möglich? Überraschender Weise sagt die Maschine, dass es der beste Zug ist. Doch wie geht es nach 19. Tdd1, Sxf3+ 20. Lxf3, Lxc3 21. Lxc3, Dxc3 22. Lxh5, gxh5 weiter? Die Antwort 23. Td7!
Schwarz hat eine Figur für einen Bauern mehr, aber der Lb7 ist angegriffen. Es ist verblüffend, dass Schwarz die Figur zurückgeben muss. 23. …, La6??, 23. …, Tab8?? und 23. …, Ta7?? scheitern jetzt an dem bärenstarken 24. e5!! (es droht 25. Te3!, Dc5 26. e6 nebst exf7+ und vernichtendem Angriff). 23. …, Tcb8 führt nach 24. e5!!, Lc8 25. Txf7!, Kxf7 26. Dxh7 zum Dauerschach. Es bleiben 23. …, Td8 und 23. …, Txa2! welche die Figur für eine ungefähr ausgeglichene Stellung wieder zurückgeben.
Zurück zum Text. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass Jonathan diese Computervarianten nicht erkannte. Statt 19. Tdd1 entschied er sich für das Qualitätsopfer mittels 19. Sxe5!? und rechnete eigentlich mit 19. …, Dxd6 20. Sg4 (20. Sd3 ist eine Alternative)
Hier dachte Jonathan, er hätte genug Kompensation, was laut Stockfisch auch zutrifft, außer nach dem verblüffenden 20. …, Sxg3! 21. fxg3, Dc5+ 22. Kh2
Jetzt kann Schwarz zwar mit 22. …, Lxc3 sich die Figur schnappen, aber das führt nach 23. Tf1 nebst Sh6+ zum Dauerschach! Besser ist daher 22. …, h5! und dann 23. Sa4!!?
Beide Springer hängen gleichzeitig! Aber man kann immer nur eine Figur schlagen…
Jetzt folgt nach 23. …, Df8 24. Sb6 mit Gabel und nach 23. …, Dg5 folgt 24. h4, Dxg4 25. Lxg7 nebst Sb6 (=). Kritisch ist 23. …, bxa4 24. Lxg7, hxg4 (aber nicht 24. …, Kxg7? wegen 25. Db2+ und Weiß ist wieder im Rennen) 25. La1 und es beleibt die Frage als wie schwach sich die schwarzen Felder um den König erweisen werden.
Doch zurück zum 19. Zug nach 19. Sxe5!?
Stefan entschied sich nämlich nicht für die Annahme des Qualitätsopfers sondern spielte hier 19. …, Lxe5!? Es folgt 20. Td7, Lxg3 und nun brachte Jonathan den Mehrzweckzug 21. Te3! an. Dieser unterbricht die Fesselung des Bauern f2 und droht gleichzeit mit Te3 – f3 eine gefährliche Aktivierung des Turmes.
Jetzt wäre die Stellung nach 21. …, Tc7 oder 21. …, Lf4 ausgeglichen. Stattdessen folgt 21. …, Lc7?? was nach 22. e5!! erneut zu einem entscheidenden Angriff für Weiß geführt hätte. Jonathan spielte allerdings 22. Tf3!? und gewann nach 22. …, f6? 23. e5! (23. Dc1 ist besser) leicht. Allerdings wäre 22. …, De5! erneut eine wundersame Rettung für Blank.
Jetzt scheitert nämlich das gefährlich aussehende 23. Tfxf7? an 23. …, Dh2+ 24. Kf1, Tf8!! 25. Txc7 (einziger Zug), Txf7 26. Txf7, b4 27. Se2, Kxf7 und Schwarz steht besser. 23. Se2 statt 23. Tfxf7? wäre besser und in etwa ausgeglichen.
Anbei die gesamte Partie mit Analysen zum Nachspielen.
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Insgesamt also ein spannendes Turnier!
Lösungen zu den Diagrammstellungen (pdf):
Wie immer noch der Hinweis: Impressionen, Tabellen und alle Partien finden sich auf der Seite des Schachclub Buchen.
Diagramme und Analysen: Jonathan Simon.
(Die Richtigkeit der angegebenen Bewertungen wird nicht garantiert.)