Mömbriser auf Aufstiegskurs
Die Saison 2024/25 geht in die Winterpause. Vier von neun Runden sind schon gespielt. Die Spieler der ersten Mannschaft können ganz entspannt auf die Weihnachtstage blicken und sehen dem fünften Spiel am 12.01. schon mit Spannung entgegen. Die Eröffnungen können über die Winterpause nochmal optimiert werden, die Endspiele wiederholt, die Partien analysisert. Ganz so akkurat wie die Partien der gerade zu Ende gegangenen Schach-WM dürften diese wahrscheinlich (noch) nicht sein, aber dennoch können sich die 8 Stammspieler über vier Mannschaftssiege, 23 Brettpunkte und den ersten Tabellenplatz freuen. Die größte Überraschung gelang uns dabei gegen Stetten I, gegen diese wir unseren bisher knappsten Mannschaftssieg mit 4.5 – 3.5 einfuhren. Aber der Reihe nach!
Runde 1
Die Saison begann am 06.10.24 mit dem Spiel gegen die altbekannten Mainaschaffer. Die freundschaftliche Rivalität zwischen Mömbris und Mainaschaff lässt sich laut unserem Chronisten Wilhelm Behl (+ 1996) bis in die frühesten Anfänge unserer Schachvereine zurückverfolgen. Beide Schachvereine wurden quasi zeitgleich gegründet (1928 Mömbris, 1929 Mainaschaff) und existieren seitdem. In den letzten Jahren spielten wir regelmäßig in der Unterfrankenliga auf Augenhöhe (in 2023 gewann z. B. Mainaschaff mit 4.5 – 3.5, in der Saison davor Mömbris mit 4.5 – 3.5). Am 06.10. fanden wir uns also in der neuen Spielstätte (Kinderzentrum) der Mainaschaffer ein. Die Spielbedingungen waren optimal, der Raum groß hell und warm. Auf den Brettern heizten wir den Mainaschaffern zusätzlich ein. Am Ende konnten wir gar mit 5-3 gewinnen, trotz Ausfall von Claus Behl. Markus hielt vorne gegen Jochen Schricker eine schwierige Stellung remis (Weiß hatte den Gewinnplan verpasst!), bei Uli ereignete sich eine eher seltene Konstellation, denn dieser bekam ein Remisangebot, war sich nicht sicher, ob er dieses annehmen sollte und wartete ca. 30 – 45 Minuten ab wie sich die anderen Partien entwickelten. Am Ende lehnte er ab, … und gewann in wenigen Zügen. Mein Gegner kam bald in stärkere Zeitnot als Ding in den WM Partien, und Michael Stadtmüllers Freibauer schob sich zum Sieg nach vorne. Glücklich fuhren wir zurück nach Mömbris.
Schricker, Jochen – Susallek, Markus
Runde 2
Die zweite Runde stand nur zwei Wochen später am 20.10.24 an. Das erste Heimspiel wurde gegen Karlburg bestritten. Von Brett vier abwärts konnten wir alle den vollen Punkt einfahren! Markus gewann auch und Michael Pfarr remisierte an Brett 1. Nur Marius verlor etwas bitter. Da ich beim Analyseabend von Runde Nr. 2 nicht dabei sein konnte, habe ich die Partien nicht mehr im Kopf. Daher eine Stellung aus meiner Partie gegen Klaus Hoffmann. Ich führte die schwarzen Steine und hatte mit Französisch eröffnet. Schon bald konnte ich positionellen Druck auf die Stellung meines Gegners aufbauen und konnte schließlich mit 26…c5! sein Zentrum zum Einsturtz bringen.
Hoffmann, Klaus – Simon, Jonathan
Runde 3
Am 10.11.24 fuhren wir zu acht nach Stetten. Wir wussten, dass uns heute einer der schwersten Mannschaftskämpfe bevorstand und waren nicht unbedingt in der Favoritenrolle. Erstaunlicherweise entwickelte sich das Spiel schnell zu unseren Gunsten. Ich kam mit großen Vorteil aus der Eröffnung und gewann nach einer Unachtsamkeit meiner Gegnerin sogar eine volle Figur. Marius remisierte relativ schnell. Wir saßen dann schon oben bei der Analyse als weitere gute Nachrichten eintrafen. Uli stand gut, Claus hatte gewinnbringenden Angriff erreicht, Michael Pfarr stand ausgeglichen, Markus wohl schlechter, aber dafür standen die letzten beiden Bretter auch vorteilhaft für uns, bei Michael Stadtmüller sei der Gewinn quasi sicher. Marius und ich freuten uns also schon auf einen unerwartet deutlichen Mannschaftssieg. Wir analysierten noch einige Zeit weiter… Als wir in den Spielsaal nach unten zurückkehrten, mussten wir feststellen, dass sich das Blatt fast gewendet hatte. Zwar gewannen Claus und Uli, doch Michael hatte sich am letzten Brett gegen Uwe Rößner austricksen lassen und gab 2 Minuten nach unserer Rückkehr auf. Auch Kevin hatte seine Partie in Zeitnot eingestellt und Markus musste sich ebenfalls Jakob Roth geschlagen geben. So stand es also 3.5 – 3.5 und es spielten nur noch Pfarr – Amtmann ein ausgeglichenes Endspiel. Würde wohl doch „nur“ ein 4-4 werden. Doch Amtmann wollte mit den schwarzen Steinen auf Gewinn pressen. Plötzlich opferte er eine Qualität für Gegenspiel mit seinen Bauern.
Pfarr, Michael – Amtmann, Florian
Doch dieses Qualitätsopfer ging nach hinten los. Geschickt konnte Michael seine Türme horizontal aktivieren und bald waren es seine Bauern, die gefährlich wurden.
Pfarr, Michael – Amtmann, Florian
So gewannen wir diese entscheidende letzte Partie doch noch und konnten uns über den Mannschaftssieg freuen.
Runde 4
Wir sagen Euch an den lieben Advent. Sehet das erste Brettlein brennt. Bei allem guten Willen. Als brennendes Brett würde ich Michaels Partie an Brett 1 unseres Verbandskampfes gegen Versbach am 01.12.24 nicht bezeichnen. Mit den schwarzen Steinen remisierte er gekonnt gegen Englisch und verbesserte sogar das Spiel aus der Begegnung Melkumyan (2660) – Nanjo (2324) aus dem Olyimpiaspiel Armenien gegen Japan (2018), indem er einen Bauern nicht mit 10…d5? opferte, sondern 10…h6 spielte.
Melkumyan, H. (2660) – Nanjo, R. (2324)
Die Partie endete dann auch im gleichfarbigen Läuferendspiel und das Remis war schnell unterschrieben. Bei Markus hingegen sah es schon ein bisschen anders aus. Er spielte gegen die Aljechin Verteidigung und erreichte sehr schnell eine Gewinnstellung. Aber wie das so ist, die muss auch erstmal noch gewonnen werden. Es folgten wilde Verwicklungen und Springermanöver und eine Zeitnotschlacht. Als sich das Feld gelichtet hatte ging Markus mit einer Qualität mehr hervor und konnte den vollen Punkt alsbald einfahren. Marius remisierte wieder schnell aus der Eröffnung heraus gegen die Sokolski Eröffnung. Uli fegte seinen Gegner nur so vom Brett nachdem jener in der Eröffnung viel zu passiv gespielt hatte. Dennoch: Es gab einen Moment der Unachtsamkeit. Von beiden übersehen wurde die Möglichkeit von Ulis Gegner die Dame zu gewinnen, und zwar mit einem geschickten Schach! Ich musste diesmal gegen das Jobava-London System spielen, war aber entsprechend vorbereitet. Im Mittelspiel überführte ich das Spiel in eine Art Stonewall Struktur. Nach einem positionellen Fehler meines Gegner (er gab seinen wertvollen weißfelder Läufer gegen meinen Springer auf e4) erhielt ich alsbald etwas positionellen Druck. Qualitätsopfer auf f3 lagen in der Luft… Schließlich überspannte er den Bogen, öffnete mit 23. g4? seine Stellung zu sehr, und erlaubte schließlich meinem Türm sich über f8 via f3 geschickt nach h3 zu schwingen.
Klier, Johannes – Simon, Jonathan
Immer mehr volle Puntke häuften sich auf unserem Punktekonto an. Am Ende spielte nur noch Jürgen Schnetter an Brett 8 in einem Turmendspiel, welches alle als Todremis einschätzten.
Schnetter, Jürgen – Hemberger, Massimo
Schnetter, Jürgen – Hemberger, Massimo
Doch irgendwie (ich weiß noch nicht wie) gelang es Jürgen im Partieverlauf nach Kxf7 aus dem ersten Diagramm heraus die Partie noch zu gewinnen! Ein weiterer voller Punkt für uns.
Runde 5
Am 12.01. wird es nach Würzburg gehen. Würzburg ist im Moment unser stärkster und dichtester Verfolger. Es sollte ein ausgeglichener Mannschaftskampf mit offenem Ergebnis erwartet werden! Wir werden berichten.
Die zweite Mannschaft hatte es bis jetzt etwas schwerer. Sie stehen aktuell mit 2-6 Mannschaftspunkten knapp vor Lohr, Unterdürrbach und Großwallstadt auf dem 7. Platz. Am 12.01. spielen diese gegen Lohr.
Link zum Ligamanager: https://www.ligamanager.schachbund-bayern.de/ufr/ergebnisse/spielplan.htm?ligaId=2326
Bericht: Jonathan Simon
Diagramme und Analysen: Jonathan Simon