Schach, wo andere Urlaub machen

11. Oktober 2025 Jonathan Simon

Vom 27.09.2025 bis 04.10.2025 spielten Jonathan, Manuel, Florian (Dettingen/Mömbris) und Mirco (SK Klingenberg) das 11. Seminarturnier auf der kanarischen Insel Lanzarote. Nachdem das Quartett bereits im Mai 2024 die Amateur-Weltmeisterschaften von ACO auf der griechischen Insel Kos spielten (wir berichteten), fanden Sie sich nun erneut zusammen, um das Seminarturnier von Schachreisen Jörg Hickl zu spielen. Bereits am 23.09.2025 hob gegen die Mittagszeit der Flieger aus Frankfurt ab. Mit einer Verfrühung von 20 Minuten landeten alle wohlbehalten auf der östlichsten kanarischen Insel. Lanzarote zeichnet sich durch ein ganzjährig mildes und niederschlagsarmes arides Klima aus mit durchschnittlichen Lufttemperaturen von 20,5 °C. Die Insel liegt in der Passatwindzone, was dazu führt, dass auf der Insel ganzjährig frische Winde aus Nord bis Nordost wehen (deshalb sind die Weinstöcke gen Norden auch immer von solchen Schutzmauern geschützt, wie in unserem Titelbild zu sehen).

Vom Flughafen ging’s direkt mit dem Taxi zum nahegelegenen 4* Hotel Seaside Los Jameos Playa. Da die Start- und Landebahn parallel zum Strand verläuft, waren wir auch in den nächsten Tagen beim morgendlichen Joggen oftmals ganz nah am Flughafen und konnten die Flugzeuge bei Start und Landung beobachten. Wir checkten ins Hotel ein, und erkundeten erstmal die Hotelanlage und den nahe gelegenen Strand. Während sich die Deutschen zu Hause mit Regenmänteln und Winterjacken rüsteten, kam bei uns die Sommerbekleidung nochmal auf ihre vollen Kosten. Die Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht betrug nur etwa 5 °C, und so blieben auch die Abende und Nächste mit ca. 20 °C angenehm mild. Da das Schachturnier erst in vier Tagen starten würde, erkundeten wir an den folgenden Tagen die nähere (Fahrradtour) und weitere (Schifftour) Umgebung der Insel, und besuchten dabei auch die Nachbarinsel La Graciosa (‚Die Elegante‘). Außerdem mieteten wir uns kurzerhand einen Mietwagen (erneut am Flughafen!) und konnten somit flexibel die Insel erkunden, wann immer uns danach war. In einem Hotel, in dem sich selbst 55-Jährige eigener Aussage nach „zu jung” fühlen, blühten wir in jugendlicher Ungestümtheit auf.

Am Samstag, den 27.09.2025 begann nun also das Schachturnier. Veranstater GM Jörg Hickl begrüßte uns zusammen mit seinem langjährigen Kollegen IM Erik Zude zum nunmehr 11. Seminarturnier auf Lanzarote. Der Seminarcharakter des Turniers entstand v.a. durch die ausführlichen Analysen der Meister nach der Partie. Die Partien wurden vormittags ab 10 Uhr gespielt. Jede Partie wurde am Nachmittag ca. 45 Minuten lang von einem der Meister analysiert, und die Analysen waren offen für alle Teilnehmer. Abends fanden jeweils noch Vorträge statt, z. B. über bekannte Meisterpartien zu einem bestimmten Thema (Bauernführung, Angriffsschach, Isolani, etc.). Danach geselliges Zusammensein beim Abendprogramm des Hotels (Gesang-, Akrobatik- und Zaubershows) oder in der Piano-Bar.

**Vier Unterfranken erobern Lanzarote. Hier im Timanfaya Nationalpark.**

Bei allen vier von uns Unterfranken lief es von Anfang an gut bis sehr gut! Mirco startete gar mit 4/4 in das Turnier, verlor Runde Nr. 5 in taktischen Verwicklungen, remisierte gegen Florian in Runde Nr. 6 und gewann Runde Nr. 7 und damit das Turnier. Ich selbst verlor meine erste Partie gegen den Listenersten Dr. Wolfgang Hater nach einem etwas übermütigen Angriff in eigentlich ausgegelichener Stellung. Danach folgten zwei einfache Gewinnpartien und drei Remispartien, aus denen ich mindestens hätte noch einen halben Punkt mehr rausholen können (zwei Turmendspiele mit Mehrbauer). Florian musste sich in Runde Nr. 3 Joachim Doehring geschlagen geben (der Katalanische Läufer und der starke Springer auf e5 versprachen Weiß mehr als ausreichend Kompensation für den Bauern), gewann dann aber Runde Nr. 4, 5 und 7. Manuel spielte ein solides Turnier (und lernte viel über den offenen Sizialianer und Bauernführung im Endspiel) mit 4 Remisen und 2 Siegen und verlor nur gegen den späteren Turnierzweiten Thomas Hack.

Nach den Partien und am spielfreien Tag erkundeten wir weiter die Insel in kleinen Ausflügen gen Norden und Süden mit unserem Mietwagen. Highlights waren die Besuche der Höhlen Jameos del Agua und Cuevas de los Verdes (mit einem Geheimnis, welches hier nicht gelüftet wird!), der Besuch des Timanfaya Nationalparks, der schwarze Strand und die grüne Lagune im südwestlichen Teil der Insel, die Überfahrt zur Nachbarinsel La Graciosa, der Besuch der Villa des lokalen Architekten Caesar Manrique, sowie die Besuche zahlreicher kleiner Ortschaften auf der Nordroute.